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2014 - Orgel Plus

Nachricht vom 04.02.2014

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Es gehört zu den Alleinstellungsmerkmalen des famosen Festivals „Orgel Plus“, dass dort die Königin der Instrumente in Kombination mit oft originellen Klangerzeugern präsentiert wird. In der glänzend besuchten Kirche St. Johannes in Boy zeigte die Organistin Doris Röskenbleck mit dem Perkussionisten Alfonso Garrido, wie harmonisch die Liasson kleiner wie großer Pfeifen mit Schlagwerk von erheblichem Klangspektrum wirken kann.

Weil jedoch Literatur zum Thema „Orgel und Percussion“ alles andere als Dutzendware ist, gab es zunächst Felix Mendelssohn-Bartholdys „Sonate Nr. 3 A-Dur op. 65“ zu hören. Wobei man streiten kann, ob die vergleichsweise kleine, 2003 von Eisenbarth gebaute Orgel, deren Disposition verblüffenderweise als einzige in französischer Sprache im Festivalprogramm gelistet ist, den Anforderungen des romantischen Werkes gewachsen war - oder das stellenweise verwaschene Klangbild doch eher der Interpretin zu verdanken.

Dann begann es in St. Johannes zu regnen - erst leise und verhalten, dann zunehmend intensiver, bis Alfonso Garrido mit seinem Improvisationssolo die Illusion erweckte, man erlebte die Geburt eines heiteren Frühlingstages. Und da Perkussionisten in dem Ruf stehen, bis ins hohe Alter am liebsten mit Rappeln und Rässelchen zu spielen, nutzte der Kölner dergleichen ausgiebig, bevor er seinem Chachon markantere Beats entlockte und schließlich auf drei Congos latinselig seine Hände fliegen ließ. Die Orgel holte derweil tief Luft.

Um dann mit dem Trommler ein Tänzchen zu wagen. Genauer gesagt: derer drei aus der von David Briggs transkribierten „Suite des Danses“ des Franzosen Pierre Cochereau, der als einer der bedeutendsten Organisten des 20. Jahrhunderts gilt. Feinfühlig inszenierte Doris Röskenbleck die Klangbilder, denen Alfonso Garrido an Trommeln und Cymbals subtile Farbstrukturen gab. Bei Bachs „Passacaglia und Fuge c-Moll“ hätte man sich jedoch mehr Mut gewünscht. Wirkte da das Schlagwerk doch rein illustrierend, statt mit knackigen Kommentaren den Barock-Meister in die Neuzeit zu führen.

Die kam dann - nach einem brasilianischen Intermezzo - mit Dave Brubecks „Blue Rondo à la Turk“ doch noch zu Ehren. Souverän gemeistert von Doris Röskenbleck und Alfonso Garrido, die nicht nur für diese Nummer mit stehenden Ovationen gefeiert wurden.

 Sven Thielmann / WAZ.de

 

 

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