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Vom Lager zur Siedlung im Moor

Nachricht vom 23.08.2021

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Sparkassenstiftung fördert Buchprojekt in Neugnadenfeld

Am 26. August 1946 wurde Neugnadenfeld gegründet. Für einen Ort kein besonders hohes Alter. Doch der Ort im äußersten Norden der Grafschaft Bentheim blickt auf eine besondere Geschichte zurück, die in ihren Anfängen auf großen Belastungen gründet. Angefangen hat alles mit dem sogenannten Kriegsgefangenenlager „Alexisdorf“. In der Nachkriegszeit entwickelte sich dann ein neues Dorf im Moor. „Um die Geschichte zu verstehen, müssen der Ort selbst, die Herkunft der Neugnadenfelderinnen und Neugnadenfelder, das Zeitgeschehen und die politische Lage ausführlicher behandelt werden“, meint Christhard Pasternak, Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Lagerbaracke Alexisdorf-Neugnadenfeld.

Eine ausführliche Dokumentation in dieser Form hat es noch nicht gegeben. Herausgekommen ist ein knapp 300 Seiten starkes Buch unter dem Titel „Neugnadenfeld 1946-2021“, das von der Grafschafter Sparkassenstiftung mit mehr als 18 000 Euro gefördert wurde und gleichzeitig als Dokumentation für den Verein Lagerbaracke Alexisdorf-Neugnadenfeld dient.

„Mit ihren Unterstützungen für Buchprojekte sorgt die Grafschafter Sparkassenstiftung dafür, dass Erinnerungen an die Vergangenheit identitätsstiftend aufrechterhalten werden. Eine Dokumentation dieser Art ist aus unserer Sicht insbesondere für Neugnadenfeld sehr wichtig“, verdeutlicht Hubert Winter, Stiftungsratsvorsitzender der Grafschafter Sparkassenstiftung. Dem stimmt Pasternak zu: „Die Entwicklung eigener Kultur und Identität ist ohne Geschichtsbewusstsein nicht möglich. Es ist notwendig, die Erinnerungen an die nächsten Generationen weiterzugeben, auch vor dem Hintergrund, dass es immer weniger Zeitzeugen gibt und in absehbarer Zeit keine mehr geben wird.“ Die Geschichte des Nationalsozialismus, der Zweite Weltkrieg, Tod, Flucht und Vertreibung sowie Wiederaufbau und Integration sind mit dem Schicksal der Neugnadenfelderinnen und Neugnadenfelder eng verwoben.

Das Buch umfasst insgesamt 15 Kapitel. Neben der Siedlungsgeschichte von Alexisdorf, dem Kriegsgefangenen- und Flüchtlingslager geht es auch um das kirchliche Umfeld. Die Unterbringung der Flüchtlinge, die Verwaltung des Flüchtlingslagers und der Aufbau von Neugnadenfeld wurde von der Herrnhuter Brüdergemeine organisiert und in Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde Großringe durchgeführt. Die Moorerschließung und weitere Themen wie Landwirtschaft, Handwerk, Bildungseinrichtungen, die ansässigen Vereine oder der Geschichtspfad und die „Kunstwegen“-Projekte vervollständigen den Gesamtüberblick.

Wilfried Bauer stand an der Wiege dieses Buches. Er hatte die Idee zu dem Buch und übernahm auch die Redaktion, schlug die Einteilung der Kapitel vor und fragte viele Autorinnen und Autoren um ihre Mitwirkung. Durch seinen plötzlichen Tod stockte das Projekt über ein Jahr. Im Januar konnte Dr. Gerrit Jan Beuker als Redakteur gewonnen werden. Mit seiner Erfahrung im Redigieren und mit Hartnäckigkeit und Geduld gelang die Koordination der insgesamt zehn Autoren, Texte und Lebensläufe aus Archiven und die Illustration aus verschiedensten Bildquellen zu einem Buch zu formen.  Christhard Pasternak und Albert Rötterink unterstützten ihn dabei.

Stolz sind die Verantwortlichen aber nicht nur auf das Buchprojekt. Die Gemeinde Ringe hatte dem Verein einen Teil des Dorfgemeinschaftshauses zur Verfügung gestellt, um ein Museum einzurichten. 2019 wurden durch größere Um- und Anbaumaßnahmen neue Räume dazugewonnen und liebevoll gestaltet, um auf die Situation in früheren Jahren aufmerksam zu machen. Gleichzeitig dient das Museum als außerschulischer Lernort für Grafschafter Schulen. „Das Museum ist Anlaufstelle für Angehörige ehemaliger Kriegsgefangener und Informationsstätte für Gruppen und Einzelbesucher“, freut sich Pasternak, der hinzufügt: „Es ist zwar noch ein bisschen was zu tun, doch hier können Schüler und Besucher an einem authentischen Ort Geschichte auf verschiedenste Weise erleben.“ In diesem Zusammenhang weist er gerne darauf hin, dass der Verein bereits mit der Gedenkstätte Esterwegen, dem Kamp Westerbork, der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und dem Gymnasium Nordhorn zusammenarbeitet.

Am 29. August wird das Buch „Neugnadenfeld 1946-2021“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Eröffnet wird die Veranstaltung mit einem Festgottesdienst. Interessierte haben im Anschluss nicht nur die Möglichkeit, sich die neu renovierte Kirche anzuschauen, sondern ebenso das sich weiterhin im Aufbau befindliche Museum.  

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Kontakt

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Bahnhofstr. 11
48529 Nordhorn

    Ansprechpartner/in
    Lars Klukkert

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