Detailansicht

Friederike Wieking: Fürsorgerin, Polizeiführerin und KZ-Leiterin

Nachricht vom 06.11.2020

voriges

Grafschafter Sparkassenstiftung fördert umfangreiches Buchprojekt des Heimatvereins mit 28 000 Euro

Im Jahr 2015 stieß ein aufmerksames Forscherteam um Peter Weidner und Sören Groß (Geschichtswerkstatt Curriculum Vitae e.V.) in einem Berliner Archiv auf ein bisher unbeachtetes Dokument mit der Unterschrift Heinrich Himmlers und einer Bestätigung durch das Führerhauptquartier. Es handelte sich um die Ernennungsurkunde der gebürtigen Gildehauserin Friederike Wieking (1891-1958) zur Regierungs- und Kriminaldirektorin im Dritten Reich. Dieser Fund löste eine Kettenreaktion an Nachforschungen aus. Wer war diese hochrangige Frau im männlich dominierten NS-Staat? Welche Rolle spielte Wieking im Stab der Reichsfrauenführung und als Leiterin der Jugendkonzentrationslager Uckermark und Moringen? Wie konnte Wieking während der Weimarer Republik und zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland diese Karriere hinlegen, die damals für eine Frau außergewöhnlich war?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, gingen die Geschichtswerkstatt Curriculum Vitae e.V. und der Heimatverein der Grafschaft Bentheim im Jahr 2015 eine Kooperation ein. Seither hat Sören Groß in jahrelanger, akribischer Arbeit die Biographie einer bis dahin fast vergessenen Grafschafterin rekonstruiert und ausgearbeitet. Finanziell getragen wurde das Großprojekt durch das Engagement der Grafschafter Sparkassenstiftung, die 28 000 Euro für die Umsetzung gespendet hat. „Das Buchprojekt erforscht erstmalig die Lebens- und Wirkungsgeschichte der obersten Regierungs- und Kriminalrätin im Dritten Reich. Wieking war damals eine der einflussreichsten Frauen in Deutschland. Die Grafschafter Sparkassenstiftung ist bekannt dafür, bedeutende Buchprojekte mit neuen Erkenntnissen in Bezug zur Grafschaft Bentheim zu fördern“, verdeutlicht Stiftungsratsvorsitzender Hubert Winter, der hinzufügt: „Die neuen Informationen werden dank des Projektes nachhaltig zur Verfügung stehen und sind äußerst wertvoll für die Erforschung der regionalen und überregionalen Geschichte.“

Für den ehemaligen Studenten der Geschichte und Buchautor, Sören Groß, wurde aus dem Forschungsprojekt über Friederike Wieking eine Staatsexamensarbeit zum Thema „Die Weibliche Kriminalpolizei 1927-1945, Friederike Wieking und das Scheitern eines sozialen Reformprojektes“. Nach Recherchen in Archiven des Bundes und der Länder, im Ausland sowie in Auswertung ergänzender Quellen legt der Autor nunmehr eine wissenschaftlich fundierte Biografie vor, die zur Aufarbeitung nationalsozialistischer Täterschaften beiträgt, schreibt Uwe Fietzek, Vorsitzender des Heimatvereins Grafschaft Bentheim, im Grußwort des Wieking-Buches. Fietzek fügt hinzu, dass der Heimatverein diese geschichtswissenschaftliche Publikation als einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur ansieht.

Mit der Herausgabe dieses Buches möchte der Heimatverein einen neuen Blickwinkel auf die Geschichte der Frauen im Dritten Reich werfen, die – wie Friederike Wieking – aktiv an der Umsetzung der Rassenpolitik mitgearbeitet haben.

Das Buch über den Lebensweg Friederike Wiekings teilt sich in vier Hauptabschnitte auf: „Jugendjahre und Ausbildung im Kaiserreich“, „Aufstieg in der Weimarer Republik“, „Zeitenwende – Himmlers Kriminalistin“, und „Der Umbruch: Kriegsende, Gefangenschaft und letzte Lebensjahre“. Zum Gelingen der Publikation trugen neben Peter Weidner, der gebürtig aus Bad Bentheim stammt, auch Historiker Dr. Helmut Lensing, Gudrun Borggreve und Erika Klanke sowie Wilhelm Hoon bei. Bernhard Jansen, Geschäftsführer des Heimatvereins Grafschaft Bentheim, forcierte insbesondere in der Anfangszeit den Entstehungsprozess des Buches. Großer Dank geht von Groß an die Familie Wieking, die sich ebenfalls dem Projekt angeschlossen hatte. Insbesondere Elke Wieking, die neben Fietzek ein ergreifendes Grußwort verfasst hat, trug nach Angaben von Groß wesentlich dazu bei, bestimmte Charakterzüge Friederike Wiekings besser zu verstehen.   

Ab dem 12. November ist das fast 400 Seiten umfassende Werk zum Preis von 29,80 Euro im Buchhandel (ISBN 978-3-9818211-8-5) erhältlich.

Zurück

Kontakt

Grafschafter Sparkassenstiftung
Bahnhofstr. 11
48529 Nordhorn

    Ansprechpartner/in
    Lars Klukkert

    1