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Sparkassenstiftungen ermöglichen Dauerausstellung im neuen Günter Frank Haus
Nachricht vom 03.09.2024
65 000 Euro für einen Ort als Erinnerungs- und Begegnungszentrum
Neuenhaus. Die Verantwortlichen des Fördervereins Günter Frank Haus haben in den vergangenen Monaten und Jahren unzählige Fotografien, Archivalien, alte Zeitungsmeldungen oder Chroniken studiert und Erzählungen von Zeitzeugen sowie Aussagen von Nachkommen der jüdischen Familien in Neuenhaus ausgewertet. Die Unterlagen zeichnen ein vielgestaltiges Bild jüdischen Lebens in Neuenhaus und Umgebung. Bis zur für Ende September geplanten Eröffnung des neuen Günter Frank Hauses, das als Erinnerungs- und Begegnungszentrum dienen soll, ist die Vorsitzende Christa Pfeifer mit ihren Fördervereinsvertretern intensiv damit beschäftigt, die Inhalte zu gestalten – und zwar in einer Form, dass die zukünftigen Besucher trotz der schrecklichen Geschehnisse gerne in das Günter Frank Haus kommen. Dafür sollen sowohl analoge als auch digitale Vermittlungsformen sorgen.
„Wir gratulieren dem Förderverein Günter Frank Haus zu der aufopferungsvollen Hingabe, einen Erinnerungsort an den Holocaust und die jüdische Bevölkerung der Stadt Neuenhaus zu schaffen, der kurz vor der Eröffnung steht. Sie leisten etwas für die Ewigkeit, damit sich nachfolgende Generationen kritisch mit der Geschichte auseinandersetzen können. Darauf können Sie stolz sein“, blickte Dr. Johannes Janssen im Rahmen der Förderübergabe in Richtung Christa Pfeifer. Der Stiftungsdirektor der Niedersächsischen Sparkassenstiftung reiste aus Hannover an, um gemeinsam mit Norbert Jörgens und Lars Klukkert von der Grafschafter Sparkassenstiftung eine Unterstützung in Höhe von 65 000 Euro zu überreichen. Die örtliche Sparkassenstiftung trägt einen 25-prozentigen Anteil von der Gesamtsumme, also 16 250 Euro.
„Wir freuen uns, dass wir gemeinsam für dieses außergewöhnliche Projekt die Niedersächsische Sparkassenstiftung gewinnen konnten. Das zeigt, wie richtig und wichtig das Vorhaben hier vor Ort ist“, betont Norbert Jörgens, Stiftungsratsvorsitzender der Grafschafter Sparkassenstiftung.
Dank der Unterstützung der Grafschafter Sparkassenstiftung konnte der Förderverein Günter Frank Haus zusätzlich in den vergangenen Jahren mit einer wissenschaftlichen Honorarkraft die Digitalisierung und Archivierung der Dokumentensammlung des Fördervereins in Angriff nehmen. Darauf aufbauend gestalten die Verantwortlichen um Christa Pfeifer nun – professionell unterstützt vom Büro für Gestaltung C. Ermisch aus Hannover und begleitet von einem wissenschaftlichen Beirat – die Dauerausstellung im neuen Günter Frank Haus. „Das ehemalige Haus Hinken dient demnächst als Erinnerungs- und Begegnungszentrum mit einem methodisch breit gefächerten, interaktiven Zugang zur Geschichte jüdischen Lebens und der NS-Geschichte vor Ort“, verdeutlicht Pfeifer, die hinzufügt: „Die in unmittelbarer Umgebung erfahrbare Realität nachbarschaftlichen Lebens soll zu einer auf Geschichte, Gegenwart und Zukunft gerichteten Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen, mit der Verfolgung und Ermordung der Juden, mit Kriegsschuld und Widerstand, Flucht und Migration, Antisemitismus, Fremdenhass und Rassismus motivieren“, so die Fördervereinsvorsitzende.
Das Projekt ist aus einer 2012 entstandenen Initiative zum Gedenken an die Deportation der letzten Neuenhauser Juden hervorgegangen. Es erhielt seinen Namen im Andenken an Günter, das einzige jüdische Kind, das in der NS-Zeit in Neuenhaus aufwuchs und 1944 im Alter von 16 Jahren in Auschwitz ermordet wurde. Günter Franks Geschichte und die seiner Familie stehen im Mittelpunkt der Ausstellung, zudem die Lebenswege der jüdischen Familien, die 1933 – manche seit mehreren Generationen – in enger Nachbarschaft mit den nichtjüdischen Einwohnern der Stadt lebten: die Familien Salomons, van der Reis, van Coevorden und Süskind sowie das Ehepaar Steinburg. Auch die Geschichten der Emlichheimer Familien ten Brink und Weinberg sowie der Uelser Familien Vorsanger und Vos sind in der Ausstellung dokumentiert.
Neben den Sparkassenstiftungen wird die mehr als 130.000 Euro teure Gestaltung der Dauerausstellung durch die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten mit Fördermitteln der Klosterkammer Niedersachsen getragen.
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